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      • Politik und Romantik

Die Romantik ist auch als Gegenströmung zur Aufklärung bzw. Vernunft zu begreifen und daher im politischen Raum noch heute ein aktueller Begriff. Zur Zeit wird viel vom Reformstau und angeblichem Stillstand geredet.  Einen Aufbruch um des Aufbruchs Willens kennen die Historiker auch aus "Deutschlands romantischster Zeit": dem Nationalsozialsismus. 

In dem Wikipedia-Lexikon-Artikel über die Romantik heißt es "(...) Der geschichtliche Hintergrund der Romantik ist die gescheiterte Revolution in Deutschland, nach dem Vorbild der französischen Revolution. (...)"

Sicher hat die Romantik mit der Sehnsucht nach einer paradiesischen Welt zu tun, wie auch in dem Artikel in diesem Abschnitt eingangs erwähnt. Die alte Welt des Feudalismus ist in Auflösung begriffen. Aber steht die Französische Revolution nicht im engen Zusammenhang mit der Aufklärung (Vernunft)? In dem Artikel über die Französische Revolution ist zu lesen: " (...) Die Mißstände waren der Bevölkerung nur um so bewusster, da seit Mitte des Jahrhunderts der kritische Geist der Aufklärung die Gesellschaft beherrschte. (...)"

Und ist die Romantik nicht gerade auch als Gegenbewegung zur Aufklärung (Vernunft) zu sehen, und als Konsequenz daraus, das Gott als nicht existent betrachtet wurde? Sozusagen als Ersatzreligion? Richard Wagner träumte sicher zeitweilig von der Revolution. Er schuf das Konzept des Gesamtkunstwerks, bevor er auf seine alte Tage stark religiös wurde.

Dieses Gesamtkunstwerk-Konzept wird bis in die heutigen Tage eingesetzt z.B. von La Fura Dels Baux. Gerade aber auch die Totalitären Systeme (NS-Deutschland und UDSSR) setzen diese Form des "Theaters des Erlebens" gerne auch für Propagandazwecke ein.

Die Gegenströmung zur Romantik ist zunächst meines Wissens der Dadaismus. Die Kunst wird völlig von der Bedeutung befreit.

Ein weiterer Zusammenhang, den ich vermisse, ist die Entwicklung des Geniebegriffs. Wenn Gott nicht existiert und damit die göttliche Ordnung, die die Macht des Adels und des Kleurus legitimierte, dann müssen Menschen quasi als Ersatzgötter fungieren und Genies werden. Das ganze gipfelt im Begriff des "Übermenschens" von Nitsche.

Auch die NS Zeit ist meines Wissen nur in Zusammenhang mit der deutschen Romantik zu verstehen. Das Recht wurde z.B. so geändert, das Richter "aus dem Bauch heraus" Urteile sprechen durften. Entscheidungen des "Genies" Hitler mußten ja nicht mit Vernunft zu erklären sein. Die Deutschen wurden zu "Übermenschen", "Herrenmenschen" genannt.

Die Weimarer Republik wir ja treffend auch als "Republik die keiner wollte" bezeichnet. Selbst Ebert (SPD) wollte den Kaiser als Sinnstiftendes Element behalten. Der Kaiser wollte aber nicht die Schuld für die Niederlage im ersten Weltkrieg übernehmen und verpisste sich. Das übernahm dann gerne die SPD (Dolchstoßlegende). Statt konsequent auf seiten der Arbeiter zu stehen, suchte Ebert den Schulterschluß mit den Rechtextremen (u.a. Oberste Heeresleitung) um die Linksextremen nieder zu machen. Ein düsteres Kapitel in der Geschichte der SPD, die damals, wie jetzt unter Beweiß stellt, kaum eigenes Selbstbewußtsein entwickelt zu haben.

Der politische Diskurs und "Kompromisse" waren in der Weimarer Republik zunehmend verpönt. Von der Abschaffung der Demokratie erhofften viele sich die Lösung, die Schaffung eines romantsichen, paradiesischen Zustands. Und tatsächlich wurde NS-Deutschland in der Anfangszeit von so manchem im Ausland um die Aufbruchstimmung, die herrschte, beneidet.

Auch heute ist die Politik nicht völlig auf "Vernunft" aufgebaut. Stimmung machen ist ein wichtiges Element. Wird Rau nicht vorgeworfen ein schwacher Präsident zu sein, weil er dieses Verlangen nicht bedient? Und ist nicht auch das Konsensprinziep, also die Kompromissfindung unter Druck geraten? Alle wollen den Aufbruch. Darüber soll die über Jahre stabilisierend wirkende Institutionalisierung des sozialen Konflikts zumindest aufgeweicht werden. Selbst im SPD Bundesvorstand wurde DGB mit "Die Großen Blockierer" übersetzt. Zeitungen suchen nach den Blockieren des Jahres. Aufbruch um des Aufbruchs Willens? Das hatten wir schon mal in "Deutschlands romantischster Zeit".



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