mindestohn

      • Chancen zu Mindestlohn

"Scheissjobs produzieren Scheissergebnisse"

 

Aus Gewerkschaftskreisen erneut vorgetragen, aber auch dort
nicht unumstritten, da ein Eingriff in die Tarifautonomie, ist die
Forderung nach der Einführung eines gesetzlichen Mindestlohns.

Aus Sicht von Chancen ist es überlegenswert, diese Forderung zu
unterstützen. Nicht nur, weil schlecht bezahlte Jobs auch zu schlechten
Ergebnissen führen, wie der in den USA tätige Forscher Johannes H.
ausführt (siehe unten). Es ist bekannt, dass viele amerikanische
Arbeitnehmer 2 oder gar 3 "MC-Jobs" ausüben müssen, um existieren zu
können.

Der Terzäre Sektor, also die Dienstleitungsbranche, hat in Deutschland eine
immer stärkere Bedeutung erlangt. Die industrielle Produktion kommt dank
immer besserer Rationalisierungstechniken bei steigender Produktivität mit
immer weniger Arbeitskräften aus. Dies ist in erster Linie ein Problem für
schlecht qualifizierte Arbeitnehmer. Denn diese dienten früher als
Arbeitskraftreserve und finden nun keine Beschäftigung mehr.

Sie mußten schon immer die heute viel geforderte Flexibilität aufbringen und
trotz gesetzlicher und tariflicher Regelungen quasi unter "Hire and Fire"
Bedingungen existieren. Doch die Jobs in der Industrie waren durch den
Einsatz der Gewerkschaften für diese Lohngruppen noch recht gut bezahlt.
Im Dienstleistungssektor wird die Gewerkschaft kaum als Schutzmacht für
diesen Personenkreis auftreten können, da die Größe der Betreibe viel zu
gering ist.

Ein wesentlicher Einfluss der Gewerkschaften ist auch nicht zu
erwarten, da der bezeichnete Personenkreis nicht in der Lage ist seine
Interessenwahrnehmung zu organisieren. Der Organisationsgrad ist sehr
gering. Daher scheint es aus Sicht von Chancen zu vertreten, das der
Gesetzgeber überlegt zum Schutz der Betroffenen eine gesetzliche
Mindeslohnregelung einzuführen.

 

Johannes H. schreibt:

"Vergleicht man z.B. die Leistung der mittleren und unteren Deutschen
Verdiener mit der von Amerikanern, dann schneiden die Deutschen viel
besser ab. Sachen funktionieren einfach, weil die Arbeitnehmer (in
Deutschland) sich reinhaengen. In USA ist das nicht so. Scheissjobs
produzieren Scheissergebnisse. Manchmal wundert man sich, dass
ueberhaupt etwas in Amerika funktioniert."

 

Susanne H.  schreibt:

"Ich bin grundätzlich für die Einführung eines Mindestlohnes, der sich in
irgendeiner Form am Warenkorb orientieren muss. Ich fürchte, dass ein Teil
der Bevölkerung in Deutschland in absehbarer Zeit wieder so leben wird (und
in der Illegalität natürlich auch schon so lebt), wie es im England (und nicht
nur da) des 19. Jh. der Fall ist."


Karl H. schreibt:

"die Einführung eines gesetzlichen Mindestlohns, wie z.B. in Frankreich,
hat die dortige Ökonomie nicht gar platt gemacht. Den Gewerkschaften
hat´s auch nicht geschadet.: Die Tarifautonomie wird kaum berührt, wenn
die Gewerkschaften gesetzlich an der Ausgestaltung von Mindestlöhnen
mitwirken.

Mindestlöhne haben nach meiner Auffassung ein sehr positves Element:
Ein Drücken der Arbeitspreise unter die Sozialhilfe (also unterhalb die
einfachen Reproduktionsbedingungen der Ware Arbeitskraft) wird vermieden.
Dadurch wird ein allgemeiner Drehtüreffekt und die Versauung aller
Tarifverträge vermieden. Außerdem eine Fortsetzung der - in realiter -
mörderischen Spirale der Arbeits- und Ökologiekosten-Entwicklung / "lowest
levels ar best" auf globaler Ebene."


Anmerkung zu Mindestlohn und zum Milieu der traditionslosen Arbeitnehmer:
Diese Milieu, das von der Einführung eines gesetzlichen Mindestlohns am
meisten profitieren würde, da es wie oben ausgeführt, nicht in der Lage ist
seine Interessen selbst zu vertreten, ist das einzige Milieu in Deutschland,
das nahezu nur mit sich selbst zu tun hat. Es gibt kaum einen Austausch
mit anderen Milieus. Es wird untereinander verkehrt und geheiratet.
Flexibilität, "Hire and Fire" ist für sie nichts Neues. Das kannte wohl auch
schon der Vater. Bildungspatente sind so gut wie nicht vorhanden.
Allerdings muß ich dazu anmerken, das mein Wissen sich auf Studien
bezieht, die schon älteren Datums sind. Inwieweit zum Beispiel
Qualifizierungs- und andere arbeitsmarktpolitische Maßnahmen da Milieu
nachhaltig beeinflußt haben ist mir nicht bekannt. Wenn es den jedem klar
ist, das dieses Milieu seine Interessen nicht selbst vertreten kann und die
Gewerkschaften dies aufgrund der veränderten Wirtschaftsstrukturen auch
nicht mehr können, ist es dann nicht Aufgabe des Staats dafür zu Sorgen,
das die Interessen dieser Gruppe gewahrt werden.

Chancen wurde 1996 im wesentlichen von Dozenten und Studenten der Ruhr-Universität Bochum gegründet.



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